Coaching sollte das persönliche Glück erhöhen – nicht die Arbeitsfähigkeit !

In vielen Unternehmen gehört es mittlerweile zum “Guten Ton”, Mitarbeitenden persönliche Coachings anzubieten.

Wer heute zu seinem modernen Vorgesetzten in einer modernen Arbeitsumgebung geht und um Unterstützung dabei bittet, seine “Schwächen zu überwinden” oder seine “Stärken auszubilden”, kann häufig seinen Coach oder seine Coachin aus einem Coachingpool wählen, der/die ihn bei seiner persönlichen Entwicklung begleitet.

Da man Unternehmen grundsätzlich unterstellen darf, dass sie die Maßnahmen nicht alleine aus altruistischen Gründen heraus unterstützen, kommt man mitunter schnell darauf, dass der Nutzen eines Coachings von Mitarbeitenden der Effizienz und der Effektivität von Mitarbeitenden im Arbeitsalltag zugute kommen soll.

Gegen die Verbesserung der Arbeitsleistung wäre nicht per se etwas einzuwenden. Allerdings bin ich der festen Ansicht, dass das am eigentlichen Sinn von Personal Coaching vorbei geht.

Diesen sehe ich vor allem darin, Menschen dabei zu helfen, ein für sie besseres Leben zu führen und nicht darin, sie zu besserem “Humankapital” für Unternehmen zu machen.

Personal Coaching in Unternehmen: Ein Dreier mit weitreichenden Folgen

Wer zahlt bestimmt, was gespielt wird.

Personal Coachings in Unternehmen werden in der Regel vom Unternehmen bezahlt und von Mitarbeitenden in Anspruch genommen.

Coaches sind demnach Auftragnehmer von Zweien: Dem zahlenden Unternehmen und dem “Servicenehmer”, dem die Leistung zukommt.

Es braucht schon eine Menge persönliche Integrität der Coaches, völlig unabhängig vom Zahlenden nur das persönliche Glück des Cochees im Blick zu behalten.

Je nach dessen Entwicklung im Coaching könnten fürs Unternehmen sehr unangenehme Entscheidungen dabei heraus kommen, z.B. Kündigung oder Aufbegheren und Einfordern von mehr “Komfort” während der Arbeit.

Es fällt mir schwer zu glauben, dass Coaches, bei denen ein Ergebnis häufiger in diese Art ausfällt, sich sehr lange in Coachingpools von Unternehmen halten.

Das Dreiecksverhältnis Unternehmen / Coach / Cochee ist damit tendenziell “schwierig” vor dem Anspruch einer uneingeschränkten Zugewandtheit zum Coachee.

Coachingkunden sind selbst schuld

Ich gebe zu, das ist nicht nett ausgedrückt, aber ich wollte sicher gehen, die Aufmerksamkeit der Lesenden zu behalten.

Nun löse ich auf, woran Coachees “selbst schuld” sind:

Viele Menschen in unserer Gesellschaft haben sich eine gewisse “Konsumentenhaltung” angewöhnt und sich darin eingerichtet, dass andere etwas für sie tun.

Davon kann jeder ein Lied singen, der in Vereinen aktiv ist…

Diese Entwicklung hat mitunter dazu geführt, dass sich viele Menschen nur noch um die Entwicklung ihrer Persönlichkeit bemühen, wenn sie es als “Angebot” z.B. von ihrem Arbeitgeber erhalten.

Selbst Geld aufzuwenden (und dafür z.B. auf eine Urlaubsreise zu verzichten) oder einen Tag Urlaub zu nehmen (um an einem Retreat teilzunehmen) kommt vielen Menschen nicht in den Sinn.

Diese Konsumentenhaltung nutzen Unternehen, um Mitarbeitenden ein verlockendes Angebot namens “Coaching” zu unterbreiten, das sie gerne annehmen.

Aber es bleibt dabei: Wer bezahlt, bestimmt was gespielt wird !

Coachingaufträge dürfen nur vom Coachee kommen

Das ist jedenfalls meine unerschütterliche Meinung (und auch der Grund, warum ich mit niemandem arbeite, der “geschickt wurde”).

Ich bin der festen Überzeugung, dass persönliches Coaching nur dann zum maximalen Ergebnis führen kann, wenn Coach und Klient bedingungslose Ergebnisoffenheit vereinbaren und sich das Coaching alleine an der Fragestellung und am Auftrag des Coachees orientiert.

“Hidden Agendas” haben da nach meiner Überzeugung keinen Platz drin.

Das setzt natürlich voraus, dass der Kunde auch selbstverantwortlich für sein Personal-Coaching einsteht und es aus eigener Tasche bezahlt und seine “Opfer” dafür bringt; z.B. in Form eingestzter Zeit oder der Veränderung von Prioritäten.

Personal Coaching dient der Entwicklung der Persönlichkeit – nicht der Erhöhung der Arbeitseffizienz für andere

Wer Personal Coaching mit dem Ziel betreibt, ein besserer Mitarbeiter zu sein (effektiver, effizienter…) hat das Risiko, sich gerade von seiner Persönlichkeit zu verabschieden und diese noch weiter in den Dienst von Zielen anderer zu stellen.

Es kann ja sogar durchaus sein, dass es ein Thema im Coaching ist, die eigene Effektivität zu erhöhen und z.B. weniger aufzuschieben. Das aber nur, wenn es dem Erreichen persönlicher, intrinisch motivierter Ziele des Coachees dient und kein Unternehmenszweck ist.

Wer ein Coaching beauftragt, das den Zielen Dritter dient, hat nicht den Menschen im Blick, um den es gehen soll, sondern seine Quartalszahlen.

Überspitzt könnte man sagen, dass viele Coachings in Unternehmen nur deshalb gefördert werden, um die Mitarbeitenden an die immer höher werdenden Anforderungen an die Arbeitsleistung anzupassen und sie dazu zu bringen, Wochenendarbeit und Überstunden besser zu ertragen.

Ich finde, das ist eine Art Vergewaltigung von Coaching und sollte so nicht sein.

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