Wer loslässt hat beide Hände frei
Die zentrale Erkenntnis des Budhismus ist die, dass alles Leiden von Anhaftung (oder Begehren) kommt.
Jenseits von Religion oder Philosophie kann ich das aus meiner Coachingpraxis nur bestätigen:
Viele Probleme, die meine Kunden haben und die wir mit viel Aufwand im Coaching verändern, kommen von „Anhaftung“.
Woran viele Menschen anhaften und deshalb nicht glücklich sein können
In dem mehr als einem Jahrzehnt, in dem ich nun schon als Life-Coach arbeite, begegnen mir immer wieder diese Muster bei meinen Kunden, die teilseiweise eine Menge persönlicher und familiärer Probleme nach sich ziehen.
Wer es schafft, diese zu überwinden und sich von diesen Anhaftungen zu lösen, der nähert sich in großen Schritten einem enstpannteren und glücklichen Leben.
Die Menschen müssten mal dankbarer zu mir sein
Immer wieder ein Thema in Coachings: Die Enttäuschung darüber, dass Menschen, denen man geholfen hat, keine Dankbarkeit zeigen – zumindest nicht in dem Maße, in dem die Helfenden es erwartet haben.
Schwups steht da der berühmte Elefant im Raum, über den niemand so richtig spricht und um den der Enttäuschte ständig herumläuft.
Die schädliche Anhaftung besteht darin, dass der/die Helfende an der Vorstellung anhaftet, wie andere Menschen auf eine bestimmte Situation reagieren sollten. Blöderweise machen sie das aber nicht unbedingt so….
Der Weg aus dem Frust, der persönlichen Enttäuschung besteht dann darin, zu akzeptieren, dass die Welt anders tickt, als man das selbst erwartet oder tun würde und zu akzeptieren, dass es unterschiedliche Reaktionen gibt (die alle richtig sein können).
Im Fall der Enttäuschung ist es auch hilfreich zu hinterfragen, was eigentlich der eigene Antrieb ist, anderen zu helfen: Ist es Hilfe (weil Du einfach nett und hilfsbereit bist) oder ist es ein Deal, so nach dem Motto: Ich helfe Dir und Du bezahlst mit Streicheleinheiten….
Ich glaube, wenn man es schafft, die Welt nicht als eine Abfolge von Deals zu begreifen, sondern von Herzen hilft, ohne etwas zu erwarten, lebt man leichter.
Wenn Du von der Vorstellung loslässt, dass andere Dir ihre Dankbarkeit in einer bestimmten Art zeigen müssen, hast Du wieder beide Hände freier…
Mein Partner / meine Partnerin müsste mehr Zeit mit mir verbringen
Das ist auch so eine typische Anhaftung, die viel Leiden erzeugt.
Es ist natürlich verständlich, dass jeder mit dem anderen viel schöne Zeit verbringen möchte. Woher aber kommt das Bild „wie es sein müsste“ ?
Es gibt in der Welt nicht die eine Vorstellung davon, wie viel gemeinsame Zeit „richtig“ oder „falsch“ ist. Paare in glücklichen Beziehungen stimmen sich über diese Frage ab, oder haben einen natürlichen Instinkt für das, was beide glücklich macht.
Es gibt Beziehungen, in denen die gemeinsame Zeit kurz und intensiv ist und andere, in denen sie lang und weniger intensiv ist. Beides kann zu einer glücklichen Beziehung beitragen.
Was ganz sicher nicht zu einer glücklichen Beziehung beiträgt ist, an einer bestimmten Vorstellung von gemeinsamer Zeit festzuhalten (anzuhaften) und diese dem anderen (oder den anderen) aufzwängen zu wollen.
Am Ende des Tages ist es eine Frage der Übereinkunft, wie viel gemeinsame Zeit man miteinander verbringt, Aber ein allgemeines „Richtig“ oder „Falsch“ gibt es nicht.
Mein Sohn / meine Tochter muss doch jetzt mal…
Davon, was Söhne, Töchter, Enkelkinder etc. „eigentlich mal machen müssten…“ gibt es unzählige Varianten, die alle der schädlichen Anhaftung unterliegen…
- Mal Kinder kriegen
- Mal ne Ausbildung machen
- Mal öfter anrufen
- Mal ein Haus bauen
- u.s.w. u.s.w.
Wenn in der Erziehung einiges richtig gelaufen ist, dann haben die Kinder von ihren Eltern „Wurzeln und Flügel“ bekommen.
„Wurzeln“ stehen für den Charakter und die Sicherheit der Familie, „Flügel“ stehen für die Eigenständigkeit und die persönliche Entfaltung der Sprößlinge.
Deine Kinder und Enkelkinder sind nicht auf der Welt, um Dich zu unterhalten, sondern um ihr eigenes Ding zu machen.
Sie nutzen ihre Flügel zum Fliegen – und zwar so hoch und so weit, wie sie es für richtig halten.
Jede Form von Anhaftung über die Frage, wie genau sie denn und wohin zu fliegen haben, erzeugt Leiden bei allen Beteiligten und nicht selten den Bruch in den Beziehungen zwischen den Generationen.
Anstatt der Vorstellung anzuhaften „wie es denn zu sein hat…“ kannst Du Dich auch darüber freuen, dass Deine Kinder ihre Flügel nutzen um ihre Leben so zu gestalten, dass sie selbst glücklich sind.
Für Dein Glück sind sie nicht verantwortlich.
Welche sind Deine Anhaftungen ?
Die oben genannten Beispiele sind nur einige aus meiner Coachingpraxis, die mir immer wieder begegnen.
Welche sind Deine Anhaftungen, über die Du gelegentlich stolperst und die Dir auf dem Weg zum entspannten Glücklchsein im Wege stehen ?
Gegen was kannst Du sie ersetzen und loslassen, um wieder beide Hände frei zu haben ?